Weinregion Tauberfranken
Romantische Weinlandschaft voller Charakter
Ausdehnung
Der Weinbau des Taubertals erstreckt sich über eine Strecke von rund 80 Kilometern von Rothenburg bis zur Mündung der Tauber in den Main. Als späte Folge der napoleonischen Bündnispolitik liegen die Weinberge des Taubertales heute weinrechtlich in drei verschiedenen Anbaugebieten: Der südliche Abschnitt des Tals zählt administrativ zu Franken und Württemberg. Der zu Baden gehörende Teil des Taubertals beginnt bei Bad Mergentheim und erstreckt sich in nordnordwestlicher Richtung flussabwärts bis zur Mainmündung, wo sich die Weinberge des fränkischen Bereichs Mainviereck anschließen. Da der Flusslauf der Tauber auf badischem Gebiet nur im Ausnahmefall Südlagen direkt am Ufer gestattet, liegen die meisten Weinberge in möglichst großer Nähe zum Gewässer in Seitentälern, deren Hänge nach Süden exponiert sind. Die Weinberge Tauberfrankens liegen in Höhen von 150 – 340 m. In dieser relativ großen Spanne kommt der Reliefunterschied zum Ausdruck, den die bedeutende Eintalung der Tauber hinterlassen hat.
Entstehung
Landschaft und Weinbergsböden des Taubertals verdanken ihre Beschaffenheit vor allem dem erdgeschichtlichen Zeitalter der Trias, das vor etwa 250 Millionen Jahren begann und rund 50 Millionen Jahre lang andauerte. Nach der Absenkung des Germanischen Beckens im unmittelbar vorausgegangenen Zeitalter des Perms führten starke Schwankungen des Meeresspiegels zunächst zur Ablagerung von Buntsandstein, dann von Muschelkalk, wobei beide Gesteine jeweils in einer “Unteren”, einer “Mittleren” und einer “Oberen” Schicht vorliegen. Im von Verdunstung geprägten Klima der Epoche des Buntsandsteins lieferten weit verzweigte Flusssysteme Wasser und Sedimente aus höher liegenden Gebieten am Rande des Beckens an, vorwiegend aus südlicher Richtung. Begünstigt durch die Klimaverhältnisse sedimentierten die Schichten des Unteren und Mittleren Buntsandsteins. Zur Zeit des Oberen Buntsandsteins drang der Ozean Tethys in das Gebiet des Germanischen Beckens vor. Von Norden her wurden dann die Sandablieferungen zurückgedrängt. Daran schließt sich die Sedimentation des Muschelkalks unter warmen Klimabedingungen an, wesentlich beeinflusst durch die Anwesenheit der Namensgebenden Muscheln sowie anderer, in ihrem Körperbau Kalkaufweisender Kleinstlebewesen. Die Abschnürung der Verbindung zur Tethys veränderte zur Zeit des Mittleren Muschelkalks die Bedingungen der Gesteinsbildung. Im entstandenen (flachen) Binnenmeer reicherte sich der Salzgehalt an, die jetzt sedimentierenden Kalksteine weisen stärker dolomitischen Charakter auf, sind spröder und führen weniger Fossilien. Im Oberen Muschelkalk strömt das Meer wieder direkt ins Germanische Becken ein. Dass die Wassertiefe dennoch gering blieb, dafür sprechen die typischen Schalenreste (die auf Individuenreichtum im Flachwasser schließen lassen) sowie die Anwesenheit von Algen- und Trochitenkalk. Letzterer enthält fossile Seelilien. Mit dem Oberen Muschelkalk endet die Bildung der heute noch vorhandenen und für den Weinbau relevanten Gesteine. Nach der Hebung der mitteldeutschen Hauptschwelle im Zeitalter des Dogger (vor rund 170 Millionen Jahren) wurde das Gebiet des heutigen Taubertals Abtragungsraum: Die Sedimentschichten der auf den Muschelkalk folgenden späten Trias (Keuper) sowie diejenigen des Unteren Juras fielen der Erosion zum Opfer. Durch die endgültige Heraushebung von Odenwald, Spessart und Rhön im Oligozän (vor 35 Millionen Jahren) sowie durch die im Pliozän (vor etwa 5 Millionen Jahren) beginnende und zum Ende des Jungpleistozäns (vor 12.000 Jahren) weitgehend beendete Zertalung bekam der Taubergrund schließlich sein heutiges Aussehen.
Geologische Informationen über Tauberfranken | |
Jahres-Niederschlagsmenge: | (1) ca. 700 / (2) ca. 650 Liter/qm |
Temperatur-Summen über der 10 Grad Schwelle April – Oktober: | 850 – 950 |
Jährliche Netto-Strahlung in Megajoule/qm: | (1) ca. 1670 / (2) 1730 |
Nettostrahlung abzüglich Energie, die für Verdunstung verbraucht wird in Megajoule/qm: | (1) ca. 490 / (2) 570 |
Strahlungs-Trockenheits-Index nach Budyko: | (1) 0,9 – 1,0 / (2) 1,0 |
Geologische Formationen: | Überwiegend Muschelkalk, teils Buntsandstein, vereinzelt Lößsedimente Bodenarten: Stark kalkhaltige, skelettreiche, schwach tonige bis tonige Lehme, Kalkmergelböden, vereinzelt skelettführende, sandige Lehme |
Bodentypen: | Flachgründige Rendzinen, vereinzelt oligotrophe Braunerden-Rigosole |
Ertragsrebfläche: | 640 ha |
(1)=Nördlicher Teil | (2)=Südlicher Teil | |
Quelle: | Terroir in Baden – Wurzel badischer Weinvielfalt |
Badischer Wein GmbH | |
www.badischerwein.de | |
Standortkundlicher Weinbauatlas Baden Württemberg |
Boden
Das vorherrschende Gestein im Weinbau Tauberfrankens ist der Muschelkalk. Meist ist er flach- bis mittelgründig überlagert von Braunerden und kalkreichem Gehängeschutt. Da der Muschelkalk als relativ weiches Gestein einen besonders steilen Einschnitt der Fluss- und Seitentäler begünstigt hat, wurden die Weinberge in früheren Zeiten häufig in Terrassenform angelegt. Historische Zeugen sind auch die von Winzern seit Jahrhunderten aus Lesesteinen aufgehäuften Steinriegel (“Steinrasseln”) am Rand der Weinberge. Sie sind heute auch dort noch zu sehen, wo der Weinbau inzwischen aufgegeben wurde. Die Einzellagen im südlichen und zentralen Tauberfranken stehen fast durchweg auf Mittlerem und Unterem Muschelkalk. Besonders typisch ist die Situation in Lauda, wo der auf Oberem Muschelkalk stehende Wald die Weinberge überblickt. Inmitten des Weinbergs, am Übergang vom Mittleren zum Unteren Muschelkalk, finden sich bis zu drei Meter mächtige Orbicularisschichten: plattige Mergelkalke grauer Farbe, die mit der Muschel Neoschizodus orbicularis gepflastert sind. Ähnlich sind die Verhältnisse in Königshofen, Marbach, Gerlachsheim sowie in der Umgebung Tauberbischofsheims. Einzig die Weinberge Becksteins stehen am Hangfuß auf Mittlerem, im Hang selbst auf Oberem Muschelkalk. Weiter flussabwärts, nahe der Mündung der Tauber in den Main, grenzt die fränkische Muschelkalktafel an den Buntsandstein, der Spessart und Odenwald dominiert. So stehen die Weinberge um die ehemalige Zisterzienserabtei Bronnbach herum zum Teil auf Unterem Muschelkalk (Kemelrain), zum Teil auf hartem Felssandstein (Josephsberg). Der Satzenberg bei Reicholzheim, eine der wenigen Südlagen direkt am Fluss, bietet den Reben einen Untergrund aus Buntsandstein der so genannten Hardegser Wechselfolge. Dieser Sandstein ist relativ weich, stark absandend und reich an Mineralien wie Eisenoxid und Glimmer. Interessant ist auch die Geologie der Reicholzheimer Lage First: Der Namensgebende ursprüngliche Hang östlich des Ortes steigt sanft bis auf eine Höhe von 330 Metern an, das Gestein ist Unterer Muschelkalk und Wellenkalk. Zum Hangfuß und nach Westen hin schließt sich ein schmaler, mit Lehm und Schluff verfüllter ehemaliger Graben an, die westliche Spitze des Hangfußes schließlich steht auf Oberem Buntsandstein, genauer: auf einem bröckeligen, dunkelroten Röttonstein, der am Übergang des Zeitalters des Buntsandsteins zum Unteren Muschelkalk entstanden ist – gerade zur Zeit der ersten marinen Überflutung des Germanischen Beckens durch das Urmeer Tethys. Zu Tauberfranken zählen auch die näher am Main als an der Tauber liegenden Weinberge Dertingens, sie stehen auf Unterem Muschelkalk.
Weintyp
Neben seinen mineralischen Böden prägt das relativ kühle Klima den Weinbau des Taubertals. Daher findet man heute wenig Weinbau in höheren Lagen und auch nur sporadische Rebflächen am Hangfuß: Oben am Hang ist es zu windig, in den tiefen Lagen sammelt sich des Winters und im Frühjahr die Kaltluft und verstärkt die Frostgefahr. Doch wie meist in klimatischen Grenzlagen: Die Delikatesse der hervorzubringenden Weine entschädigt für die Risiken. Bei den weißen Sorten dominiert der Müller-Thurgau, der in Tauberfranken durch seine feine, diskrete Blume besticht. Auch der Silvaner lohnt stets eine Probe: Er fällt hier leichter aus als im fränkischen Kernland, doch seine Mineralität macht ihn zum Liebling der Kenner. Riesling steht nur in den allerbesten Lagen und bringt dort, in seinem Ausreifen unterstützt vom leicht erwärmbaren Gestein des Muschelkalks, einen feingliedrigen, duftigen Wein mit elegantem Säurespiel. Auch Rotwein gedeiht gut: Besonders oft begegnet man dem Schwarzriesling, der im Klima des Taubertals seine Frucht in besonders reintöniger Form ausprägen kann, bei eher zurückhaltendem Gerbstoffgehalt. Der Spätburgunder, als Burgundersorte prädestiniert dafür, die Mineralität des Kalkbodens wiederzugeben, erlangt eine zarte aromatische Komplexität bei durchaus kraftvoller Struktur. Eine alte rote Lokalsorte ist der Tauberschwarz, der seines schwachen Ertrags wegen fast vergessen war und der erst in den letzten zehn oder fünfzehn Jahren wieder hier und da angebaut wird: ein vollfruchtiger, relativ dunkler Rotwein, nach dem es sich zu suchen lohnt.
Adresse
Weingut Johann August Sack
Bahnhofstraße 30
97922 Lauda-Königshofen
Bahnhofstraße 30
97922 Lauda-Königshofen